10. November, 14.30 Uhr:
Vorbereitungen zur
Öffnung der Glienicker
Brücke
[...]
Wie überstürzt und unkoordiniert diese Maßnahmen bei den
Grenztruppen in Gang gesetzt wurden, zeigt ein Bericht von Thomas Segeth, der
als Kompaniechef für die militärische Sicherung der Glienicker Brücke
verantwortlich war: "Am Freitag nachmittag, dem 10. November, so gegen 14.30
Uhr, saß ich beim Friseur, als die Friseuse einen Anruf bekam. Das Telefon stand
neben meinem Stuhl, auf dem ich mit nassen, eingeseiften Haaren saß, so daß ich
unfreiwillig das Telefonat der Friseuse mit ihrer Mutter anhören konnte.
Gesprächsthema war natürlich die Öffnung der Grenze, und auf einmal sagt doch
diese Friseuse zu ihrer Mutter. "Heute abend wird die Glienicker Brücke
aufgemacht." Ich denke, na schön, du sitzt hier mit nassen Haaren als
verantwortlicher Kompaniechef der Brücke und weißt von nichts. Am liebsten wäre
ich aufgestanden samt nasser Haare und losgelaufen. Na gut, ich habe mir die
Haare zu Ende schneiden lassen, bin nach Hause, da klingelte schon mein Telefon,
und der Kompaniechef der Bootskompanie sagte. "Du, Thomas, komm" zur Brücke, der
Kommandeur ist dort, heute abend wird die Brücke aufgemacht." Darauf sagte ich:
"Ist ja gut, daß ich das auch schon von euch erfahre, beim Friseur habe ich´s
schon gehört. [...] Hertle, Seite 250
Auszüge
aus:
Hans-Hermann
Hertle:
Der Fall der
Mauer
Die unbeabsichtigte
Selbstauflösung des SED-Staates
Westdeutscher
Verlag,
Wiesbaden
1996
Überleitende Sätze und
Anmerkungen sind kursiv geschrieben.
Nov. 10th, 2.30 pm: Preparations
to open the „Glienicker Brücke“
During the cold war the Glienicker
Brücke was a world famous place, when the superpowers mutually exchanged agents.
The following episode shows how unprepared and confused the opening of the wall
took place. The commander of the Glienicker Brücke - which was no formal
checkpoint at that time - was having a haircut when he accidentally heard that
the bridge was going to be opened – before he himself had got the formal
military command to do it.